Heute gab es eine Premiere in der kleinen dänischen Ortschaft Ørbæk auf der Insel Fünen. Dort wurde in der Mikrobrauerei Ørbæk der erste aus ökologischen Rohstoffen hergestellte Single Malt Dänemarks präsentiert: der Isle of Fionia. Nach drei Jahren und einer Woche Reifungszeit in einem Fass aus amerikanischer Eiche, in der sich vorher ein wenig Bourbon tummeln durfte, gab die Brauerei bzw. Destillerie Ørbæk das Destillat heute während eines Tages der offenen Tür frei. Ein schöner Tag mit jeder Menge gutem Bier aus eigener Herstellung, viel Bratwurst und einem Jungwhisky, der in ein paar Jahren in den richtigen Fässern bestimmt noch von sich Reden machen wird.
Ich habe mich aus gegebenem Anlass mit Kind und Kegel auf den Weg nach Fünen gemacht und konnte bei dem kleinen Volksfest zum 10-jährigen Bestehen von Ørbæk den Tropfen direkt an der Quelle verkosten. Für 50 Dänsiche Kronen gab es am Eingang zur Brauerei/Destillerie ein Nosingglas mit zwei Wertmarken, für die man sich zwei Proben der hochprozentigeren hauseigenen Alkoholprodukte einschenken lassen konnte. Aber warum sollte man zu einer Whiskypremiere fahren und dann einen Wodka, einen Rum oder einen Gin trinken?
Der Inhalt von Fass Nummer 1 des Isle of Fionia – benannt nach der alten dänischen Version des Inselnamens Fünen – wurde also zum Whisky. Zu einem Single Malt, zu einem Single Cask, zum bisher einzigen Fass im Angebot. Der Inhalt wurde 2009 in Ørbæk gebraut, destilliert, abgefüllt und seitdem auch dort gelagert. Die schon 1906 gebauten Gebäude der heutigen Öko-Brauerei wurden zwar ursprünglich nur als Mälzerei genutzt, recht schnell kam den lokalen Traditionen treu auch das Brauen von Bier hinzu. Nach der Schließung im Jahre 1992 wurde hier vor 10 Jahren zum ersten Mal wieder Bier gebraut. Streng nach ökologischen Grundsätzen.
Vor etwas mehr als 5 Jahren wurden dann eine handgeschmiedete Kupferdestillationsanlage mit einer Kapazität von 1000 Litern pro Still eingeweiht. Destilliert wird in einem Column Still und Ørbæk will damit eines der reinesten Destillate produzieren. Die Malze, die für die Biere von Ørbæk verwendet werden, bilden auch die Grundlage des Isle of Fionia. Das Wasser für den Whisky wird ein paar Meter von der Quelle des Flüsschen Ørbæk entfernt aus dem Boden hochgepumpt. Gelagert wird das Destillat wie erwähnt in Eichenfässern im Malzkeller oder dem Dachboden der alten Brauerei. Die Temperaturen in der Umgebung und die Nähe zum Meer bilden die perfekten Randbedingungen für die Lagerung des Isle of Fionia Single Malt Whisky.
Heute wurde also der Isle of Fionia aus dem allerersten Fass der Destillerie in einer Sonderabfüllung in nummerierten und signierten Flaschen zum Kauf angeboten. Ørbæk beschreibt den Isle of Fionia als weich, rund und mit vollem Geschmack. Nun ja, so weich und rund, wie eine Abfüllung in Fassstärke mit 58% Alkohol eben sein kann.
Für meine beiden Wertmarken bekam ich einen ordentlichen Schluck des strohhellen Single Malts aus dem Premierenfass, den ich wohl besser in zwei Gläser verteilt hätte. Wie dem auch sei, das Ergebnis von Destillation und Lagerung kann sich sehen und schmecken lassen. Natürlich gab der Alkohol seine Dominanz direkt an meine Nase weiter. Doch hinzu kamen nach kurzer Gewöhnung auch andere Noten nach süßen Früchten und getrocknetem Heu. Der Geschmack war – wie von Ørbæk angedroht – voll und füllte nach etwas weniger als einer Nanosekunde den ganzen Mundraum, auch hier dominiert vom Alkohol. Nach der ersten desinfizierenden Wirkung des mächtigen Alkohols legte sich eine ordentliche Portion ökologisches Malz auf meine Geschmacksknospen, gefolgt von ersten Spuren von Vanille. Das Finish war trotz der anfänglichen Alkoholeskapaden nicht so lang und heftig wie vermutet. Stattdessen gab es einen sanften Streif von Anis und etwas Fruchtiges, was ich aber nicht richtig einzuordnen weiß.
Für einen Dreijährigen war das Ergebnis dieses Erstlingswerkes also schon gar nicht so schlecht. Ein paar Jahre mehr Reifung und etwas Wasser im Glas geben hier bestimmt noch viel Freude. Ich hätte mir natürlich auch gerne noch ein wenig Isle of Fionia mit nach Hause genommen, um ihn noch einmal in Ruhe verkosten zu können, aber dieser Idee wurde von meinem klammen Geldbeutel schnell ein Ende gesetzt. Da es sich um das erste und einzige Fass des Isle of Fionia handelt, das bisher abgefüllt wurde, möchte Ørbæk für einen halben Liter des kleinen Wilden satte 2000 Dänische Kronen (das sind umgerechnet 260 Euro) sehen. Etwas zu viele Kronen für meinen Geschmack (auch wenn man eine nette Holzschatulle und zwei Nosinggläser mit dazu bekommt), aber mir wurde versichert, dass der Preis fallen wird, sobald die 362 Flaschen des ersten Fasses verkauft sind und weitere Fässer angebrochen werden.
Schön und gut. Ich hoffe dann nur für diesen vielversprechenden Tropfen, dass bei diesem Startpreis auch genügend Leute bereit sind, diese Erstabfüllung zu kaufen. Viel Glück also an Ørbæk und gnìomhachas mhath!